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Die fabelhafte Welt der Fred Vargas

Über den Roman »Die Dritte Jungfrau«

 

Die dritte Jungfrau Mut hat sie, die Vargas: Ihren jüngsten Roman "Die dritte Jungfrau" beginnt sie mit einer Nonne, die im 18. Jahrhundert in Paris Opfer eines Meuchelmörders wurde und seither in dem Häuschen, das Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg jüngst erworben hat, als rastloser Geist ihr unstetes Dasein fristet. Ihr gespenstiger Schatten begleitet den Chef der Pariser Mordkommission in seiner laufenden Ermittlung: Zwei polizeibekannten Klein-Lumpis aus der Drogenszene wurde nahe der Porte de la Chapelle die Kehle durchschnitten. Die Zeit drängt: Können Adamsberg und sein Team nicht binnen Kurzem Ermittlungserfolge vorweisen, soll der Fall an die Kollegen vom Rauschgiftdezernat delegiert werden. Doch Adamsberg hängt an seinen Toten - auf verschlungenen Pfaden folgt er der Spur toter Hirsche, die ihn hoch in die Normandie führen, er läßt scheinbar unscheinbare Gräber aufbuddeln, hat sich einer dissoziierten Mörderin zu erwehren, die aus einem Gefängnis ausgebrochen ist und sich augenscheinlich an dem flic rächen will, der sie vor Jahren verhaftet hat. Dann ist da noch der eigentümliche Neue in Adamsbergs Team, ein junger Mann mit einem Faible fürs Racine'sche Versmaß...

Willkommen in der fabelhaften Welt der Fred Vargas! Ihre magischen Kriminalromane gehören zum Besten, was die französische - ach was: was die europäische Kriminalliteratur derzeit zu bieten hat. In ihrem jüngsten Roman »Die dritte Jungfrau« erzählt Fred Vargas eine märchenhafte Geschichte von einer alten, einer heiligen Rezeptur, die man nicht allzu wörtlich nehmen soll - oder eben doch? Die Handlung ist ein komplexes Knäuel unterschiedlichster Fäden, die sie zum wohlgetimten Ende alle ordentlich zusammenführt. Das Buch ist bis zu den Nebenfiguren gespickt mit lebensechten, vierschrötigen Charakteren - mit Wolkenschauflern und Positivisten, einer drallen Allzweckgöttin und einem Kätzchen mit depressiven Neigungen, das durch seine Anhänglichkeit Leben retten kann.

Fred Vargas' Prosa ist kraftvoll und sinnlich: Wenn sie von normannischen Bauern erzählt, die in der Dorfkneipe die Köpfe über dem obligatorischen Rotwein zusammenstecken und über den tristen Lauf der Welt sinnieren, dann hat der Leser die Szene nicht bloß vor Augen, sondern er sitzt mitten drin.
Ein opulentes Mahl, kein literarischer Fast Food.

 

Fred Vargas: Die dritte Jungfrau. (Dans les bois éternels, 2006). Roman. Aus dem Französischen von Julia Schoch. Deutsche Erstausgabe. Berlin: Aufbau Verlag, 2007, gebunden mit Schutzumschlag,, 474 S., 19.95 Euro (D).

 

© j.c.schmidt, 2007

 

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