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Kremayr & Scheriau

 

Das Mädchen aus Mailand

Giorgio Scerbanenco: Das Mädchen aus Mailand

Info des Verlags Kremayr & Scheriau:
Auf dem Höhepunkt seines literarischen Schaffens schrieb der Mailänder Journalist Giorgio Scerbanenco in den 60er Jahren Kriminalgeschichten um Duca Lamberti, die heute zu den modernen Klassikern des Genres gehören. Wie sein berühmter Kollege Maigret nimmt sich Lamberti der kleinen Leute an. Unsentimental und illusionslos ermittelt er in den Quartieren Mailands, wo die Stadt ihr Herz zu verlieren beginnt. Das Mailand der Ladenmädchen, der unterbezahlten Krankenschwestern, der kleinen Industriellen zur Zeit des Wirtschaftswunders ist seineWelt. Und er beobachtet unbarmherzig, wie der kleine Gauner zum Drogendealer, das Mädchen von nebenan zur Gelegenheitsprostituierten und rebellische Jugendliche zu Bandenmitgliedern werden.

Duca Lamberti ist wieder frei. Drei Jahre hat der Arzt im Gefängnis gesessen, weil er einer alten krebskranken Frau zu einem würdigen Sterben verholfen hat. Der Ärztebund hat ihn aus seinen Reihen ausgeschlossen. Lamberti ist daher gezwungen, sich nach einer anderen Arbeit umzusehen. Durch Zufall erfährt Kommissar Carrua, der ehemalige Chef seines verstorbenen Vaters, von Lambertis schwieriger Lage und verweist ihn an den reichen Ingenieur Auseri. Dessen 20jähriger Sohn Davide hat vor einem Jahr plötzlich scheinbar grundlos zu trinken begonnen. Auseri will um jeden Preis seinen Sohn vom Alkohol wegbringen. Lamberti nimmt den Aufpasser-Job an.

Voller Mitgefühl versucht er dem verzweifelten Davide zu helfen. Bald gesteht ihm der junge Mann, warum er das Leben nur noch betrunken ertragen kann. Er fühlt sich schuldig am Tod eines jungen Mädchens, das vor etwa einem Jahr auf einer Wiese am Stadtrand von Mailand mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden wurde. Davide hatte den Abend vorher gegen Bezahlung mit Alberta verbracht, und sie hatte ihn inständig gebeten, mit ihr für einige Zeit zu verreisen - sonst müsse sie sich umbringen. Davide fühlte sich von dem heftigen Ansinnen des Mädchens bedroht und setzte sie aus dem Auto. Am nächsten Morgen war sie tot.

Den einzigen Anhaltspunkt für die Hintergründe ihres Todes bietet eine kleine Kamera, die Alberta in Davides Auto vergaß. Lamberti lässt den Film entwickeln. Die Fotos zeigen Alberta und eine andere Frau in pornographischen Posen. Lamberti ist sich nun sicher, dass Albertas Selbstmord ein Mord war. Um Davides Willen, aber auch weil er die Handschrift des organisierten Verbrechens zu erkennen glaubt - der Mafia, die seinen Vater zum Krüppel gemacht hat - beschließt Lamberti zu ermitteln. Doch angesichts seiner schwierigen Vergangenheit kann er unmöglich als Ermittler auf eigene Faust im Rotlichtmilieu tätig werden, und daher stellt ihm Kommissar Carrua den Sizilianer Mascaranti, einen erfahrenen Polizisten, zur Seite. Über Albertas Schwester lernen sie deren schöne Freundin Livia Ussaro kennen. Auch Livia hat sich manchmal prostituiert, und Alberta hatte ihr von einem älteren Herrn erzählt, der ihr das Angebot für die pornographische Fotoserie gemacht hatte. Zwar hatte Livia ihr abgeraten, sich ins professionelle Sexgeschäft zu begeben, da dort ganz andere Gesetze gelten, doch vergebens.

Immerhin gelingt es Lamberti, das Fotostudio zu identifizieren und den Namen des anderen Mädchens auf dem Foto herauszufinden. Auch sie wurde umgebracht. Das Studio ist geschlossen. Doch Lamberti ist überzeugt, dass die schmutzigen Geschäfte an anderer Stelle weitergeführt werden, denn die Indizien mehren sich, die für eine mächtige Organisation im Hintergrund sprechen. Es gibt nur eine Möglichkeit, die Hintermänner zu enttarnen: "Frische" Mädchen müssen als Köder ausgelegt werden. Livia übernimmt den Job. Tatsächlich wird sie von einem älteren Mann angesprochen und erhält einen Fototermin. Lamberti und Davide bleiben in ihrer Nähe, doch der Fotograf und sein Komplize werden misstrauisch, durchsuchen Livias Sachen und finden Albertas Namen in ihrem Adressbuch. Gewaltsam versuchen sie, aus Livia etwas über den Verbleib des Minox-Films, der ihnen gefährlich werden könnte, herauszupressen. Doch sie schweigt. Da zerschneiden sie ihr - nach Art der Mafia - das Gesicht. Es gelingt Lamberti zwar, die Verbrecher zu stellen und einen der ersten internationalen Prostitutionsringe auszuheben, doch Livia wird vielleicht für immer entstellt sein. Duca Lamberti hat letztlich doch verloren.

Giorgio Scerbanenco hat mit Duca Lamberti einen idealistischen, verständnisvollen Ermittler geschaffen, der sich nicht mit der Vorherrschaft des Verbrechens abfinden kann und sich doch keinen Illusionen hingibt über die Macht des organisierten Verbrechens. Als ein Mensch, der selbst mit den Gesetzen in Konflikt geraten ist, weiß er um die fließenden Grenzen von Gut und Böse. Trotzdem kämpft er für eine Ordnung, von der er letzten Endes weiß, dass es sie nicht gibt.

Giorgio Scerbanenco: Das Mädchen aus Mailand. (Venere privata, 1966). Roman. Aus dem Italienischen neu übersetzt von Christiane Rhein. Kremayr & Scheriau (1. Aufl. - Bern u.a.: Scherz, 1969 unter dem Titel »Leichte Mädchen sterben schwerer«), 254 S., 38.00 DM, 19.00 Euro (D).

 

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