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Ian Rankin: Puppenspiel

Eine Leseprobe mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House.

 

Puppenspiel »Sie glauben, dass ich sie umgebracht habe, stimmt's?«
      Er saß mit gesenktem Kopf vorne auf der Sofakante. Sein glattes Haar hing ihm in langen Fransen ins Gesicht. Seine Knie bewegten sich wie Kolben unablässig auf und ab. Trotzdem berührten die Fersen seiner schmuddeligen Turnschuhe nicht ein einziges Mal den Boden.
      »Haben Sie was genommen, David?«, fragte Rebus.
      Der junge Mann blickte auf. Unter seinen geröteten Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Ein hageres, kantiges Gesicht, Bartstoppeln auf dem unrasierten Kinn. Er hieß David Costello. Nicht Dave oder Davy, nein: David. Das hatte er sofort klargestellt. Namen, Klassifizierungen, all das schien ihm sehr wichtig zu sein. Auch die Medien hatten dem jungen Mann bereits einige Etiketten verpasst: Mal war er »der Freund«, dann »der tragische Freund« oder auch »der Freund der vermissten Studentin«. In einem Blatt war er lediglich »David Costello, 22«, ein anderes bezeichnete ihn als den »22-jährigen Kommilitonen David Costello«. Mal lebte er »gemeinsam mit Miss Balfour in einer Wohnung«, dann wieder war er nur ein »häufiger Gast in der Wohnung, aus der die Studentin unter mysteriösen Umständen verschwunden ist«.
      Obwohl es sich natürlich auch bei der Wohnung nicht einfach um eine normale Wohnung handelte, vielmehr um eine »Wohnung in Edinburghs vornehmer Neustadt« respektive um »das 250000-Pfund-Domizil, das Miss Balfours Eltern ihrer Tochter spendiert haben«. John und Jacqueline Balfour wiederum traten mal als »die tief getroffenen Eltern«, mal als »der unter Schock stehende Banker und seine Frau« in Erscheinung. Und bei der vermissten Tochter der beiden schließlich handelte es sich um »Philippa, 20, die an der Universität Edinburgh Kunstgeschichte studiert«. Ein »hübsches«, »lebhaftes«, »unbekümmertes« junges Ding.
      Und nun wurde sie also vermisst.
      Als Inspektor Rebus die Hände von dem Sims des Marmorkamins hob und ein, zwei Schritte zur Seite trat, folgte ihm David Costello mit den Augen.
      »Der Arzt hat mir ein paar Pillen gegeben«, beantwortete er Rebus' Frage.
      »Und - haben Sie sie genommen?«, fragte Rebus.
      Der junge Mann schüttelte nur langsam den Kopf, ohne Rebus aus den Augen zu lassen.
      »Kann ich Ihnen nicht verübeln«, sagte Rebus und schob die Hände in die Hosentaschen. »Verschafft einem ein paar Stunden Ruhe das Zeug, aber ändern tut es natürlich nichts.«
      Philippa - oder »Flip«, wie ihre Freunde und Angehörigen sie nannten - war seit zwei Tagen verschollen. Noch nicht sehr lange, trotzdem war ihr Verschwinden rätselhaft. Noch um sieben Uhr abends hatte Flip sich telefonisch für acht Uhr mit Freunden in einer Bar auf der South Side verabredet. Es handelte sich um eines der kleinen trendigen Lokale, die neuerdings in der Uni-Gegend aus dem Boden schossen und ihre betuchte Jung-Klientel bei gedämpfter Beleuchtung mit überteuerten aromatisierten Wodkas versorgten. Rebus kannte das Lokal, schließlich war er auf dem Weg von und zur Arbeit schon mehrmals daran vorbeigekommen. Gleich nebenan war diese altmodische Kneipe, in der ein Wodkacocktail bloß ein Pfund fünfzig kostete. Allerdings fehlten die Designerstühle, und das Personal wusste zwar, was bei einer Schlägerei zu tun war, hatte aber von Cocktails keinen blassen Schimmer.
      Folglich musste Flip gegen sieben, viertel nach sieben die Wohnung verlassen haben, während Tina, Trist, Camille und Albie sich schon die zweite Runde Drinks genehmigt hatten. Aus den Akten wusste Rebus bereits, was es mit diesen Namen auf sich hatte. Trist stand für Tristram und Albie für Albert. Trist war mit Tina liiert und Albie mit Camille. Eigentlich hätte Flip David mitbringen sollen, allerdings hatte sie schon am Telefon gesagt, dass David diesmal nicht dabei sein würde.
      »Haben uns mal wieder gestritten«, hatte sie ohne viel Aufhebens erklärt.
      Vor dem Verlassen der Wohnung hatte Flip noch die Alarmanlage eingeschaltet. Auch das war Rebus neu: eine Studentenbude mit Alarmanlage. Außerdem hatte sie den Riegel vorgelegt, die Wohnung also optimal gesichert. Dann war sie eine Treppe nach unten gegangen und in die warme Nacht hinausgetreten. Um zur Princes Street zu gelangen, hätte sie jetzt bloß einen steilen Hügel hinaufzugehen brauchen. Dann noch ein Aufstieg, und schon wäre sie in der Altstadt gewesen, genau genommen auf der South Side. Aber natürlich war sie nicht zu Fuß gegangen. Ein Taxi hatte sie allerdings auch nicht gerufen. Das hatte die Überprüfung der von ihr im Festnetz und per Handy angewählten Nummern bereits ergeben. Sollte sie trotzdem ein Taxi genommen haben, dann musste sie es auf der Straße angehalten haben.
      Falls sie dazu überhaupt noch Gelegenheit gehabt hatte.
      »Also, ich hab es jedenfalls nicht getan«, sagte David Costello.
      »Was haben Sie nicht getan, Sir?«
      »Ich habe sie nicht umgebracht.«
      »Hat doch niemand behauptet.«
      »Nein?« Costello blickte auf und sah Rebus direkt ins Gesicht.
      »Nein«, beruhigte ihn Rebus, weil das zu seinem Job gehörte.
      »Und der Durchsuchungsbefehl...«, fing Costello wieder an.
      »Reine Routine«, erklärte Rebus. Was auch stimmte: Bei Vermisstenanzeigen suchte die Polizei zunächst sämtliche Orte auf, an denen der Betreffende sich möglicherweise aufhalten konnte. Das gehörte zur Routine: Man unterschrieb die nötigen Formulare und konnte sofort loslegen. Man sah sich beispielsweise in der Wohnung des Freundes um. Rebus verkniff sich die Bemerkung: Bewährt hat sich diese Vorgehensweise, weil der Täter in neun von zehn Fällen ein Bekannter oder Angehöriger des Opfers ist. Weil es sich bei ihm meistens nicht um einen Fremden handelte, der plötzlich aus der Nacht aufgetaucht war. Die meisten Menschen, die einem Mord zum Opfer fielen, wurden von einer ihnen nahe stehenden Person umgebracht: dem Ehepartner, dem Geliebten, dem Sohn, der Tochter. Vielleicht vom Onkel, dem besten Freund, dem einzigen Menschen, dem man vertraut hatte. Das Opfer hatte den Täter betrogen oder der Täter das Opfer. Man wusste etwas oder besaß etwas. Jemand war eifersüchtig, hatte sich eine Abfuhr geholt, brauchte unbedingt Geld.
      Falls Flip Balfour wirklich tot war, würde ihre Leiche schon sehr bald gefunden. Wenn sie noch lebte und nicht gefunden werden wollte, stand die Polizei vor einem größeren Problem. Außerdem waren die Eltern des Mädchens ja bereits im Fernsehen aufgetreten und hatten ihre Tochter angefleht, sich bei ihnen zu melden. Ferner waren im Herrenhaus der Balfours ein paar Beamte im Einsatz, die sofort eine Fangschaltung installieren konnten, falls sich ein Entführer telefonisch melden und Lösegeld fordern sollte. Dann hatte sich die Polizei in der Hoffnung, dort vielleicht etwas Interessantes zu entdecken, noch in David Costellos Wohnung am Canongate umgesehen. Und schließlich hatte man ein paar Beamte hier in Flip Balfours Wohnung stationiert, um auf Costello aufzupassen und ihn vor den Medien abzuschirmen. Zumindest hatte man dem jungen Mann die Anwesenheit der Polizisten so erklärt und dabei noch nicht einmal die Unwahrheit gesagt.
      Flips Wohnung war bereits am Vortag durchsucht worden. Costello hatte sämtliche Schlüssel, sogar die für die Alarmanlage. An dem Abend, als Flip verschwunden war, hatte Trist gegen zehn Uhr abends bei Costello angerufen und sich nach Flip erkundigt. Flip sei schon auf dem Weg ins Shapiro's gewesen, erzählte er, war aber dort den ganzen Abend nicht aufgekreuzt.
      »Sie ist nicht zufällig bei dir?«
      »Bei mir wird sie garantiert nicht aufkreuzen«, hatte Costello nur beleidigt erwidert.
      »Ich habe schon gehört, dass ihr euch mal wieder gestritten habt«, sagte Trist und konnte sich einen gewissen ironischen Unterton nicht ganz verkneifen. Doch Costello hatte ihn keiner Antwort gewürdigt, sondern das Gespräch einfach beendet und dann Flip auf ihrem Handy angerufen. Allerdings hatte er nur ihre Mailbox erreicht und sie gebeten, sich bei ihm zu melden. Später hatte die Polizei die Nachricht abgehört und einer genauen Analyse unterzogen. Gegen Mitternacht hatte sich Trist abermals bei Costello gemeldet. Die jungen Leute befanden sich inzwischen unten vor dem Haus, in dem Flip wohnte. Sie hatten überall herumtelefoniert, doch auch Flips übrige Freunde wussten von nichts. Also hatten sie vor dem Haus auf Costello gewartet, damit der ihnen die Tür aufschließen konnte. Flip war nicht da.
      In den Augen ihrer Freunde galt Flip bereits zu diesem Zeitpunkt als »vermisst«. Trotzdem hatten sie die Mutter des Mädchens, die auf dem Landsitz der Familie in East Lothian lebte, erst am folgenden Morgen telefonisch benachrichtigt. Mrs. Balfour hatte sofort die 999 gewählt, war bei der Polizei allerdings ziemlich knapp abgefertigt worden. Also hatte sie ihren Mann in seinem Londoner Büro verständigt. John Balfour war Mehrheitseigner einer Privatbank. Ob der Polizeichef persönlich zu den Privatkunden des Instituts zählte, wusste niemand so genau, aber Balfours Einfluss reichte bis weit in die oberen Ränge der Lothian and Borders Police. Und so hatten auf Anweisung aus der Zentrale in der Fettes Avenue schon eine Stunde später zwei Beamte die Ermittlungen aufgenommen.
      David Costello hatte den beiden Kripobeamten die Tür von Flips Wohnung geöffnet. Allerdings konnten die Polizisten in dem Apartment nichts Auffälliges entdecken: weder Kampfspuren noch den geringsten Hinweis auf Philippa Balfours Aufenthaltsort, ihr Schicksal oder ihren Geisteszustand. Im Gegenteil. Die Wohnung befand sich in einem tadellosen Zustand: abgeschliffene Böden, frisch gestrichene Wände. (Sogar den Anstreicher hatte man vernommen.) Ein geräumiges Wohnzimmer mit zwei Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten. Von den übrigen beiden Räumen diente eines als Arbeitszimmer, das andere als Schlafzimmer. Die Designerküche war etwas kleiner als das mit Pinienholz vertäfelte Bad. Im Schlafzimmer schließlich lagen auf einem Stuhl David Costellos aufgestapelte Kleider, obenauf einige Bücher, CDs und zum krönenden Abschluss ein Waschbeutel.
      Costello gab notgedrungen zu, dass Flip die Sachen offenbar dort deponiert hatte. »Ja, wir haben uns gestritten«, sagte er zerknirscht. »Wahrscheinlich hat sie die Sachen auf den Stuhl gelegt, weil sie wütend auf mich war.« Ja, Flip und er hätten öfter Streit, räumte er ein, aber seine Sachen hatte sie bis dahin angeblich noch nie zusammengepackt, jedenfalls nicht, soweit er sich erinnern konnte.
      John Balfour war in dem Privatjet eines verständnisvollen Geschäftsfreundes nach Schottland gereist und erschien fast früher in der Wohnung als die Polizei.
      »Und?«, lautete seine erste Frage. Was Costello lediglich mit einem »Tut mir Leid« beschied.
      Die Kripobeamten, die Zeuge der Begegnung waren, interpretierten in den knappen Wortwechsel hinterher allerlei hinein, nach dem Motto: Junger Mann hat lautstarke Auseinandersetzung mit seiner Freundin. Filmriss. Plötzlich sieht er, dass sie tot neben ihm liegt, versteckt die Leiche und als er dem Vater gegenübersteht, geht seine gute Erziehung mit ihm durch und er platzt mit dem Geständnis heraus.
      Tut mir Leid.
      Drei Worte, die sich sehr unterschiedlich deuten ließen: Tut mir Leid, dass wir gestritten haben. Tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache. Tut mir Leid, dass das passiert ist. Tut mir Leid, dass ich nicht besser auf Ihre Tochter aufgepasst habe. Tut mir schrecklich Leid, dass ich Ihre Tochter...
      Auch David Costellos Eltern waren inzwischen in der Stadt eingetroffen und hatten in einem der besten Hotels zwei Zimmer gemietet. Zu Hause waren die beiden in einem Vorort von Dublin. Der Vater, Thomas, war nach Auskunft der Unterlagen »vermögend«, während die Mutter, Theresa, als Innenarchitektin arbeitete.
      Zwei Zimmer. Natürlich hatten die zuständigen Beamten in der St. Leonard's Street darüber diskutiert, warum die Eheleute unbedingt zwei Zimmer brauchten. Andererseits wohnten die Leute auch in Dublin in einem Haus mit acht Zimmern, obwohl sie nur ein Kind hatten, David.
      Weiterhin hatte man gerätselt, wieso das Revier in der St. Leonard's Street in Edinburgh Mitte ausgerechnet mit einem Fall in der New Town betraut wurde. Immerhin lag die Wohnung im Bereich der Kollegen vom Gayfield Square. Doch die dortige Führung hatte nicht nur aus der St. Leonard's Street Verstärkung angefordert, sondern sogar aus Leith und vom Torphichen Place.
      Offenbar hatte da jemand ein paar Hebel in Bewegung gesetzt - so die allgemeine Auffassung. »Lasst alles stehen und liegen, irgend so ein verwöhntes Gör ist durchgebrannt.«
      »Möchten Sie irgendwas?«, fragte er jetzt. »Tee? Kaffee?« Costello schüttelte den Kopf.
      »Was dagegen, wenn ich...?«
      Costello sah ihn verwundert an. Dann erst dämmerte es ihm. »Natürlich nicht - bitte, bedienen Sie sich«, sagte er. »Die Küche ist...«, eine vage Geste mit der Hand.
      »Ich weiß schon, danke«, sagte Rebus. Er machte die Tür hinter sich zu und blieb ein paar Sekunden im Gang stehen, froh, der bedrückenden Atmosphäre im Wohnzimmer wenigstens kurzzeitig entronnen zu sein. Er hatte Kopfweh, seine Augen brannten. Dann hörte er nebenan im Arbeitszimmer Geräusche. Rebus schob den Kopf durch die offene Tür.
      »Ich wollte gerade Wasser aufsetzen.«
      »Gute Idee.« Detective Siobhan Clarke starrte weiter auf den Computerbildschirm.
      »Und?«
      »Ja - Tee, bitte.«
      »Ich meine...«
      »Nein, bisher nichts Besonderes. Ein paar Briefe an Freunde, einige Seminararbeiten. Und dann muss ich noch ungefähr tausend E-Mails durchsehen. Wäre nicht schlecht, wenn ich ihr Passwort hätte.«
      »Mr. Costello behauptet, sie hätte es ihm nie gesagt.«
      Clarke räusperte sich.
      »Wie bitte?«, fragte Rebus.
      »Nichts, hab nur einen Frosch im Hals«, sagte Clarke. »Für mich bitte ohne Zucker, nur Milch, danke.«
      Rebus drehte sich um, ging in die Küche, ließ Wasser in den Wasserkocher laufen und hielt dann nach Tassen und Teebeuteln Ausschau.
      »Wann darf ich endlich nach Hause?«
      Als Rebus herumfuhr, stand Costello hinter ihm im Gang.
      »Da sollten sie lieber gar nicht hin«, sagte Rebus. »Reporter, Kameras, Sie werden keine Sekunde Ruhe haben. Außerdem dürfte Ihr Telefon in den nächsten Tagen durchgehend klingeln.«
      »Ich ziehe den Stecker raus.«
      »Sie werden sich wie im Gefängnis vorkommen.«
      Der junge Mann zuckte bloß mit den Achseln und brummte etwas in seinen Bart.
      »Bitte?«
      »Ich halt es hier nicht mehr aus«, wiederholte Costello.
      »Wieso nicht?«
      »Keine Ahnung... also...« Der junge Mann zuckte wieder mit den Achseln und strich sich mit den Händen das Haar aus der Stirn. »Eigentlich sollte Flip jetzt hier sein. Ich halt das einfach nicht aus. Ständig muss ich daran denken, wie wir uns gestritten haben, als wir das letzte Mal zusammen hier in der Wohnung waren.«
      »Und worüber?«
      Costello lachte hohl. »Kann ich echt nicht mehr sagen.«
      »Das war vorgestern, oder?«
      »Ja, am Nachmittag. Und dann bin ich einfach abgehauen.«
      »Soll das heißen, dass Sie öfter streiten?«, fragte Rebus mit gespielter Beiläufigkeit.
      Costello stand wie betäubt da, starrte vor sich auf den Boden und schüttelte langsam den Kopf. Rebus drehte sich wieder um, zog zwei Darjeeling-Teebeutel aus der Packung und gab sie in die Tassen. Ob dieser Costello allmählich die Fassung verlor? Und ob Siobhan Clarke nebenan den kleinen Dialog zwischen dem jungen Mann und ihm mitgehört hatte? Natürlich, sie waren hier, um auf Costello aufzupassen, und zwar rund um die Uhr, in drei Schichten. Allerdings gab es noch einen weiteren Grund für Davids Anwesenheit. Offiziell war sie erforderlich, damit er der Polizei sagen konnte, wer sich hinter den Namen verbarg, die in Philippa Balfours Korrespondenz auftauchten. Aber Rebus hatte ihn auch hergebeten, weil es sich bei der Wohnung womöglich um den Tatort handelte. Denkbar, dass David Costello etwas zu verbergen hatte. Auf dem Revier in der St. Leonard's Street standen die Wetten diesbezüglich unentschieden, am Torphichen Place zwei zu eins, während Costello am Gayfield Square schon fast als überführt galt.
      »Ihre Eltern haben gesagt, dass Sie zu ihnen ins Hotel ziehen können«, sagte Rebus. Er drehte sich um und sah Costello an. »Wenigstens haben sie zwei Zimmer gebucht, also dürfte eines davon leer stehen.«
      Auf diesen Trick fiel Costello allerdings nicht herein. Er musterte den Polizisten nur ein weiteres Mal, drehte sich dann um und blickte ins Arbeitszimmer.
      »Schon was gefunden?«, fragte er.
      »Kann noch eine Weile dauern, David«, entgegnete Siobhan. »Am besten, Sie lassen uns einfach unsere Arbeit tun.«
      »In der Kiste finden Sie ohnehin nichts, was Ihnen weiterhilft.« Er meinte den Computer. Als sie nicht reagierte, richtete er sich auf und legte den Kopf ein wenig zur Seite. »Aber davon verstehen Sie ja ohnehin mehr als ich.«
      »Muss nun mal gemacht werden.« Sie sprach leise, als ob sie nicht wollte, dass man sie außerhalb des Zimmers hören konnte.
      Costello wollte schon etwas erwidern, besann sich dann jedoch eines Besseren und ging wieder ins Wohnzimmer. Rebus brachte Siobhan ihren Tee.

 

Aus dem Englischen von Christian Quatmann
© Verlagsgruppe Random House
Alle Rechte vorbehalten!

 

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