Suhrkamp |
Eduardo Mendoza: Niemand im Damensalon Info des Suhrkamp Verlags: Da steht er vor dem Gitter der ehrwürdigen Irrenanstalt, die der Bauspekulation weichen soll, und ist frei. Vogelfrei. Das Leben hat ihn nicht übermäßig begütert, einen vorweisbaren Namen hatte ihm schon die Mutter nicht vermacht, und Papiere, Habseligkeiten, Pläne hat er keine. So marschiert er zu Fuß ins postolympische Barcelona, ein Niemand. Gut, dass seine Schwester Candida, eine Zierde ihres Geschlechts und Namens, erstes Obdach und einen Schwager offerieren kann, der als philosophierender Friseur nur allzu froh ist, ihm seinen Damensalon zu überlassen. Tage und Jahre der stillen Einkehr. Da betreten eines Tages zwei wohlgerundete Beine seine Arbeitsstätte, und die sorgsam gehegte Flaute hat eine. Die junge Dame schlägt ihm ein Geschäft vor, soviel wird ihm rasch klar, aber die Leiche, die noch in derselben Nacht anfällt, war nicht vorgesehen. Wie eigentlich auch eine junge Frau mit dem Vornamen Ivet nicht gleich zweimal vorkommen sollte. Ein Strudel von erheblicher krimineller Energie reißt unseren unverhofft zum Hauptverdächtigen umfrisierten Helden mit sich. Und doch bleibt es ihm vorbehalten, Licht in die Affäre zu bringen - um seine eigene Haut zu retten, versteht sich. Mit beiden schlechtbeschuhten Füßen gerät er in einen Sumpf aus neoökonomischer Korruption, altmodischer Erpressung, handfester Unterschlagung. Amee wartet auf die stark vergorene Creme de la creme Barcelonas, ein wohlverdienter Orkus, dem niemand entkommt. Eduardo Mendoza: Niemand im Damensalon. (La aventura del tocador de señoras, 2001). Roman. Deutsch von Peter Schwaar. Frankfurt am Main, 2002: Suhrkamp. 364 Seiten, 22.90 Euro (D). |